Historischer Erfolg für JSV-Männer

Die Männer des JSV Speyer haben Geschichte geschrieben: Nach einem 8:6-Erfolg bei Samurai Offenbach stehen sie zum ersten Mal in der Bundesliga-Finalrunde. Der knappe Auswärtssieg und der gleichzeitige 9:5-Erfolg des TSV Abensberg gegen die TSG Backnang bedeuteten unterm Strich Platz zwei in der finalen Tabelle der 1. Bundesliga Süd und das Ticket zum „Final Four“ am 25. Oktober in Wuppertal.
Der Jubel fiel zunächst verhalten aus: Nachdem Philipp Müller den entscheidenden Punkt erzielt hatte, und am Ende des Kampfes war die Reaktion im Speyerer Team zurückhaltender als sonst bei einem gewonnenen Bundesliga-Kampf. Das Team war mit einem Bein in der Finalrunde – doch eben nur mit einem. Denn der Kampf in Abensberg lief noch – zur Halbzeit stand es 4:3 für die Gastgeber – und es gab zu diesem Zeitpunkt noch ein rechnerisch mögliches Szenario, in dem die Speyerer trotz fünf Siege in sechs Kämpfen nur auf Platz drei landen könnten – und damit die Finalrunde erneut knapp verpassen würden. Nur wenn Abensberg den Kampf nicht verlöre, wäre der zweite Platz den Speyerern nicht mehr zu nehmen.
Die Verantwortlichen in der Halle zeigten den Livestream auf dem Anzeigebildschirm an der Matte – gerade rechtzeitig, dass die versammelten Speyerer miterleben konnten, wie Abensberg den siebten Punkt erzielte – damit war dem Rekordmeister mindestens ein Unentschieden sicher, und die richtige Feierei des JSV konnte beginnen. 
Der Abend hatte zuvor wenig verheißungsvoll begonnen: Zwei schnelle Niederlagen für Yves Touna und Till Braunbach dämpften zu Beginn die Stimmung. Wie so oft waren es die Speyerer Georgier, die sich als zuverlässige Bank in wichtigen Situationen erwiesen – Onise Bughadze und Irakli Kupatadze gewannen ihre Kämpfe und sorgten für den Ausgleich, wobei letzterer in einem sehr engen Duell über sechs Minuten kämpfen musste, bevor ihm der entscheidende Wurf gelang. Mit Franz Haettich und Philip Müller gingen in den folgenden beiden Kämpfen zwei weitere regelmäßige Punktegaranten für Speyer auf die Matte und lieferten erneut ab – Kampf gedreht, 4:2 für Speyer. Dann der nächste Rückschlag: Pierre Ederer verletzte sich in der ersten Minute seines Kampfes am Knie und konnte nicht mehr weiterkämpfen. Mit einer 4:3-Führung und Sorgen über den international erfolgreichen Top-Kämpfer Ederer gingen die Speyerer in die Kabine.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs hatten wieder die Offenbacher die Oberhand. Der für Touna eingewechselte Oskar Sinn musste sich ebenfalls innerhalb einer Minute geschlagen geben, und Samuel Mendel zeigte eine sehr couragierte Vorstellung, kämpfte trotz Rückstand bis zum Schluss, befreite sich sogar aus einem bedrohlichen Haltegriff und hatte in den letzten Sekunde seinen Gegner unter Druck, doch auch er musste den Punkt abgeben – damit wieder Führung Offenbach. Couragiert war auch der Auftritt des Offenbachers Patrick Bitz, der trotz eines sehr offensichtlichen Unterschieds bezüglich der körperlichen Voraussetzungen gegen JSV-Schwergewichtler auf die Matte ging. Der Punkt ging an Speyer, der Respekt und der Applaus aller Anwesenden an den Offenbacher. Um ein Vielfaches schwerer hatte es der zweite Speyerer Georgier Irakli Kupatadze. Er musste gegen den gleichen Gegner wie im ersten Durchgang erneut in die Verlängerung, erneut war es ein intensiver, hitziger Kampf – und erneut hatte der Speyerer das bessere Ende für sich, dieses Mal mit einem Armhebel. „Das waren zwei richtig harte Kämpfe, und im Kontext dieses Kampftages auch extrem wichtige Punkte, die Irakli für uns da geholt hat“, kommentierte JSV-Teamchef Michael Görgen-Sprau.
Damit mussten die Speyerer nur noch zwei der verbliebenen drei Kämpfe gewinnen, und das schafften Franz Haettich und Philip Müller mit gewohnter Souveränität. Es war passend, dass diese beiden langjährigen Leistungsträger, die miterlebt haben, wie der JSV mehrfach nur knapp an der Finalrunde vorbeigeschrammt ist, jetzt den entscheidenden Sieg unter Dach und Fach brachten. Müller zeigte sich zufrieden mit seinen zwei recht souveränen Кämpfen nach einer Saison, die aus seiner Sicht Höhen und Tiefen hatte, wie er nach dem Kampf bilanzierte. „Die letzten Niederlagen haben schon ein bisschen an meinem Ego gekratzt, muss ich zugeben. Und es war sensationell, dass wir unseren Traum heute wahrgemacht haben. Es hatte sich bereits in den letzten Jahren angedeutet – ich bin ja selbst seit sieben Jahren dabei und bin sehr stolz und glücklich – ein großer Erfolg für mich persönlich ebenso wie für das Team und den ganzen Verein“, so Müller. „In gewisser Weise schließt sich der Kreis, denn ich habe zusammen mit Philip 2015 mit dem JC Ettlingen schon einmal Finalrunde gekämpft, jetzt sind wir beide seit vielen Jahren beim JSV und haben es nach mehreren Anläufen geschafft. Dieser Erfolg ist der Erfolg für den ganzen Fleiß der letzten Jahre seitens des ganzen Teams.“ Dass Andreas Benkert den letzten Kampf verlor, fiel dann nicht mehr ins Gewicht – das Interesse der Speyerer verlagerte sich für einige Minuten auf die Übertragung aus Abensberg, ehe gefeiert werden konnte.
„Ich glaube, ich war noch nie vor einem Kampf so nervös. Zum ersten Mal hatten wir etwаs zu verlieren. Nachdem wir uns dem großen Ziel, dem Traum von der Finalrunde in den letzten Jahren angenähert haben, war es fast schon ein bisschen surreal zu wissen, dass wir nur noch einmal abliefern müssen. Und wir konnten dem Druck standhalten“, freute sich Teamchef Michael Görgen-Sprau. Jetzt müssen nur noch die Speyerer Frauen bei den Play-Offs am 6. September nachziehen, damit es am Finaltag eine doppelte JSV-Beteiligung gibt.
Seán McGinley


 

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